Pascal Dombis stoppt das Hamsterrad der digitalen Neuordnung
Die Möglichkeiten der Steuerung durch eine Akkumulation von Kapazität und Kapital in den Händen von Google und Co. entzieht sich in ihren Auswirkungen unserer Vorstellungskraft. Pascal Dombis fasst diese Entwicklung ins Auge.
Die Digitalisierung der Welt entspricht einer Zeitenwende, und sie vollzieht sich rasant. Uns wird erst jetzt zunehmend bewusst, welche Ausmaße sie annimmt.
2017 und zukünftig gestalten Entwickler der IT Szene unsere Zukunft maßgeblich. Die in den 60er Jahren von William S. Burroughs verfassten düsteren und warnenden Visionen der totalen Kontrolle sieht Dombis mit den heutigen Sammlern von Metadaten im Internet bereits weitgehend realisiert.
Seine Werkgruppe Meta Google zeigt Grenzen einer Kontrolle, Limits of Control, wie Burroughs einen seiner Texte betitelte. Die Bildersuche zu dem Wort ‚Google‘ in den Google Suchmaschinen aller großen Staaten und Sprachen über einen Zeitraum von mehreren Jahren ergab ein nicht mehr überschaubares und absolut nicht hierarchisch geordnetes Archiv von Bildern.
Aus diesem Fundus selektierte Dombis mit Hilfe eines selbst geschriebenen Zufallsalgorithmus eine das Bildviereck sprengende Masse an Einzelbildern. Mit Hilfe einer Produktionsweise, die sein Werk seit vielen Jahren kennzeichnet, macht der Künstler jedes Einzelne von ihnen wie in einem dreidimensionalen Raum hintereinanderstehend sichtbar. In der Anschauung dieser Werke kontrolliert der Betrachter mit eigenen Bewegungen, unabhängig, spielerisch und selbstständig die Auswahl dessen, was in Erscheinung tritt. Am Ende dieses Prozesses sind alle Bilder flüchtig, nur im Moment des Sehens existent.
In den aktuellen Werken des Künstlers tritt Text an die Stelle der Bilderfluten. Inspiration für seine Wortkombinationen sind die Cut-Up Texte von Burroughs und Gysin, in den 60er Jahren in Paris verfasst. Die Schriftsteller zerschnitten Texte, zerstörten ihre Linearität und schufen neue, assoziative Zusammenhänge. Image is Time, Time is Junk, Do you need words oder Crack Time, der Titel der Ausstellung, entstammen diesen Schriften Burroughs‘. Hinter zerbrochenem Glas erstarren die Wörter in den Bildwerken von Pascal Dombis. Wie eine Kamera den flüchtigen Moment der Vergänglichkeit entreißt, so sezieren Dombis‘ Bilder ihre Wörter und aus dem Lesefluss eines Textes. So, wie das zerbrochene Glas seine eigene Erstarrung visualisiert, jede Bewegung von Stillstand abgelöst wird, so gibt es auch für die Texte dieser Bilder kein Vorher oder Nachher. Die Wörter gewinnen die Freiheit der neuen Deutung, eine Aufgabe, die Dombis wie in allen seinen Werken dem Betrachter anvertraut.